La Rochelle – Eine Hugenottenstadt
La Rochelle wird als « Freie Stadt » bezeichnet.
Nachdem die Stadt im Jahr 1199 (wahrscheinlich schon früher) den Freibrief erhalten hatte, profitierte sie von politischen und steuerlichen Sonderrechten.
Während des Mittelalters wuchsen Unabhängigkeit und Wohl der Stadt.
Aus La Rochelle wurde ein großer Hafen am Atlantik, der dank seiner guten Lage für den Handel mit der Neuen Welt geeignet war.
Die Besonderheit der Geschichte von La Rochelle ist hauptsächlich auf die Verbindung mit dem Protestantismus zurückzuführen.
Die Religion spielte für das Schicksal der Stadt eine entscheidende und manchmal tragische Rolle.
Als sich im Jahr 1560 die Mehrheit der Bevölkerung von den Neuen Ideen angezogen fühlte, schloss sich La Rochelle Condé an.
Während der Religionskriege war La Rochelle die Hauptstadt der protestantischen Partei.
Jeanne d’Albret und ihr Sohn Heinrich von Navarra, der später zum König Heinrich IV gekrönt wurde, sowie Coligny, Condé, die Rohans und noch viele andere lebten zeitweise in La Rochelle.
“Das Genf des Westens” wurde zu einem bedeutenden intellektuellen und religiösen Zentrum.
Die Druckereien von La Rochelle waren in ganz Frankreich bekannt.
Im Jahr 1571 kam Théodore von Bèze zu einer Versammlung, während der der endgültige Text des Glaubensbekenntnisses der französischen evangelischen Kirche festgelegt wurde.
Seither wird dieser Text als „Glaubensbekenntnis von La Rochelle “ bezeichnet.
Im Laufe der folgenden Jahre waren die Rochelleser (Einwohner der Stadt) damit beschäftigt, ihren Glauben sowie die politischen und wirtschaftlichen Sonderrechte zu verteidigen.
Darauf gerieten die Einwohner der Stadt in einen Streit mit dem König.
Im Jahr 1615 waren mehr als 90 % der Bevölkerung Protestanten.
Die schreckliche(n) Belagerung(en) des französischen Protestantismus war von Hungersnöten und verzweifeltem Widerstand geprägt, der noch heute die Erinnerungen prägt.
Nach dieser Belagerung hatte die entkräftete Stadt La Rochelle drei Viertel ihrer Bewohner verloren und sah all ihre Freiheiten und Sonderrechte schwinden.
Von dieser Zeit an, sank die Zahl der Reformierten kontinuierlich: Vertreibungen (1661-1662), heimliche Abreisen oder erzwungene Abschwörungen folgten auf die Widerrufung des Ediktes von Nantes…,
Diese vielen Faktoren machten die Situation der Protestanten beinahe hoffnungslos. Dennoch blieb ihr Einfluss sonderbar stark.
Diejenigen, die nach 1685 an Ort und Stelle geblieben waren, hatten sich nur äußerlich von ihrer Religion abgewendet. Da den Protestanten viele Berufe verweigert wurden, nahmen sie vor allem wirtschaftliche und maritime Tätigkeiten auf. Diese begannen den Aufschwung und Reichtum der Stadt zu fördern.
Im Laufe der Zeit wurden die Behörden toleranter, und Mitte des XVIII. Jahrhunderts fand sich wieder eine mehr oder weniger öffentliche Gemeinde zusammen.
Ein Pfarrer hielt den Gottesdienst in kleinen Gruppen.
Im Jahr 1789 erlangten die Protestanten alle Bürgerrechte zurück.
Die Wahlen des Januarmonats 1790 ermöglichten den Protestanten nach 160 Jahren wieder Anschluss und einen Platz innerhalb des Gemeinderats zu finden:
Sie erhielten 4 von 12 Sitzen im Gemeinderat und 7 von 24 Sitzen als Notable.
1792 war Alexis Giraud, der einzige Rochelais, der als Abgeordneter in der Stadtverwaltung tätig war. Er half das große wirtschaftliche Unternehmen des Industriehafens La Pallice in die Tat umzusetzen.
Heutzutage ist der protestantische Einfluss besonders im karitativen und sozialen Bereich (z. B. “Entraide*”) vertreten.
Der Verein “Fraternité” , eine Bruderschaft der evangelischen Volksmission, die seit 1946 in Laleu exisitiert, ist ein weiteres Beispiel.
Jedoch sollte auch der Bürgermeister Léonce Vieljeux erwähnt werden, der während des 2. Weltkrieges eine wichtige Rolle spielte. Er ist und bleibt für die heutigen Rochelais ein Vorbild für Vaterlandsliebe und Glauben
.*Moderne Bezeichnung für einen ehrwürdigen Wohltätigkeitsverein der evangelischen Frauen, der im Jahr 1829 gegründet wurde.
Praktische Infos
Fürung auf wunsch nach vereinbarung
Das Musée Rochelais d'Histoire Protestante
Öffnungszeiten : ¨
Während der Saison (01.7.-31.8.): täglich (ausser sonntags) von 14h30 bis 18h. Freitags bis 17h30.
Ausserhalb der Öffnungszeiten, nach Absprache.
Preise : Erwachsene : 5,00 €, unter 18 Jahre kostenlos, bis 23 Jahre: 2,50 €
Besichtigung "Auf den Spuren der Protestanten" (deutsche Führung durch Stadt und Museum ): jeden Mittwoch (01.7.-31.8) um 10h30: 8 € pro Person
Andere themenbezogenen Besichtigungen : nach Absprache, (Gruppen)
Schulgruppen : das ganze Jahr nach Absprache. 20 € pro Klasse (ungef. 20 Pers.)
Veranstaltungen : Ausstellungen und Vorträge kostenlos.
Boutique und Buchhandlung.
Behindertengerecheter Zugang.